Der Raku-Brand
Das Schriftzeichen für Raku 楽 bedeutet Freude.
Man könnte meinen, Raku wäre eine sehr ursprüngliche Art der Keramik.
Tatsächlich wurde Raku erst zum Ende des 16. Jahrhunderts in Japan entwickelt, wo gegen die ersten Keramikfunde mehr als 30.000 Jahre alt sind. Eines der berühmtesten Kunstwerke aus dieser Zeit ist zum Beispiel die Venus von Dolni.
Raku-Ton ist eine besondere Mischung aus Ton mit unplastischen Bestandteilen wie Sand, Bims oder Schamott.
Glasierte Rakuscherben werden bei rund 1000 Grad aus dem Ofen geholt. Die Glasuroberfläche reißt unter dem Temperaturschock. Es entsteht der typische Krakelee-Effekt. Diesen Effekt kann man beeinflussen, in dem man z.B. kalte Luft mit einem Strohhalm auf die Glasur bläst, Zucker aufgestreut ergibt ein sehr feines Krakelee oder ein Sprühstoß aus einer Sprühflasche ergibt ebenfalls interessante, feine Effekte. Die Scherben werden nun in einen Behälter mit organischem Brennstoff, Laub, Sägespäne, Stroh, Heu etc. gebettet und luftdicht abgedeckt. Unter Luftabschluss reagieren die in der Glasur enthaltenen Metalloxyde und ihr wird der Sauerstoff entzogen. Insbesondere Kupfer reagiert, über grün bis zum rot (Reduktion) mit vielen Schattierungen. Der Ton selbst färbt sich durch den Kohlenstoff von grau bis tiefschwarz.
Dieser Teil des Brandes lässt sich nur schwer steuern, daher ist jedes Teil ein Unikat.
Zum Abschluss werden die Scherben noch im Wasser gereinigt.
Vorsichtig muss man bei Hohlkörpern sein. Gelangt zu schnell Wasser in das Innere, der noch heißen Scherbe, verdampft dieses explosionsartig und reißt den Körper auseinander.
Eine besondere Technik ist der Mehlbrand bzw. Mehlsuppentechnik
Bei dieser Technik wird die Scherbe bei 1000 Grad aus dem Ofen direkt, für ca. 3-10 Sekunden, in einer Suppe aus Mehl und Wasser getaucht und anschließend in klarem Wasser gereinigt. Eine weitere Variante ist das Übergießen der Scherbe mit dieser Suppe. Es entstehen sehr interessante Strukturen.
Bei einer Schale kann man die Techniken auch kombinieren.
Von außen Mehlbrand und von innen abräuchern.
Seit einiger Zeit arbeiten wir auch mit Pferdehaar. Hierbei werden Schalen bei ca. 1000 Grad aus dem Ofen geholt und von außen in einem Bett aus Hobelspänen abgeräuchert. Nachdem die Schalen auf deutlich unter 500 Grad abgekühlt ist, werden innen Pferdehaare hinein gelegt. Die Haare brennen ein und bilden Strukturen, sobald eine zufriedenstellende Struktur erreicht ist, wird die Schale im kalten Wasser abgeschreckt bzw. damit das Ergebnis fixiert.
Der Raku-Brand ist eine schwer zu steuernde Technik, da das Ergebnis von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Jedes Stück ist ein Unikat und nicht reproduzierbar.
Das ist das spannende an dieser Technik. Sie bietet immer neue Herausforderungen.